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Katastrophentourismus im Koboldland

Wenn Mitarbeiter zu spät zur Arbeit kommen, ist das in den meisten Fällen nicht erfreulich. Nicht so im Koboldland am vergangenen Montag. Da wurde nämlich ein Straßenbahnunfall direkt für eine Praxiserfahrung der ganz speziellen Art genutzt.

Am 14. März 2022 sind ein paar Erzieher zu spät gekommen, weil bei »Infineon Süd« eine Straßenbahn der Linie 8 entgleist war. Das bot uns eine gute Möglichkeit, mit den Kindern die echte Welt zu beschauen. Große Geräte, Fahrzeuge, Feuerwehrautos, wichtige Menschen bei der Arbeit (Einsatz!), was braucht es mehr für Kindergartenkinder?

Wir sammelten also im ganzen Haus Interessenten ein und wanderten hin. 29 Kinder und drei Erwachsene auf Technikexpedition.

Wichtige Arbeiter und eine alte Tatrabahn

Auf dem Weg hin durch den Wald konnten wir auf den Schienen laufen, weil ja keine Bahn kommen konnte. Wann hat man heutzutage schon mal die Chance, im Gleisbett zu wandeln? Als wir an der Unfallstelle angekommen waren, machten sich gerade die vier großen Feuerwehrautos auf den Weg zurück zur Feuerwache. Die entgleiste Bahn war schon wieder auf den Schienen und wurde von einer starken, alten Tatrabahn von der Weiche geschoben. Das war sehr beeindruckend. Danach standen ungefähr zehn warnwestenbewehrte, wichtige Arbeiter auf der Weiche und starrten sie an.

Viele Gespräche liefen mit und unter den Kindern, viele Erkenntnisse regneten aus dem Erlebnis in die wachen Köpfe. Als es nicht mehr allzu spannend war, bestiegen wir den Hügel, um den die Gleisschleife bei Infineon führt und besahen die wartenden Bahnen von oben, die nicht weiter fahren konnten.

Als auch das zur Genüge ausgereizt war, rutschten und kullerten alle den Hügel ein paar Mal hinunter. Solcherlei Vergnügungen vergessen Erwachsene oft bei ihren eigenen Bildungsprozessen, daher brauchen sie auch immer so lange, um etwas zu lernen.

Sicherheit in der Außenwelt

Schließlich gingen wir zur Haltestelle der Straßenbahnlinie 7, um eine Station mit der Bahn zu fahren. Der Fakt »Bahnfahren« ist für Kinder schon ein Highlight, egal wie lange, egal wohin.

Dann mussten wir von »Infineon Nord« zurück zum Kindergarten Koboldland. Unsere Großen (bei den Moopies) dürfen den Zug nun öfter anführen, wenn wir in der Außenwelt unterwegs sind. Sie bestimmen die Haltepunkte, achten darauf, dass dort auch alle erscheinen und organisieren die Straßenüberquerung, inklusive Absicherung durch Bildung einer Sicherheitsgasse über die Straße.

Das machen sie geradezu hervorragend vorbildlich und die Erzieher machen sich schon Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Zum Glück gibt’s da Gesetze.

Autor: Hans-Georg Fröhlich